Papier-Feeling in Zeiten der Digitalisierung
Ein Plädoyer für Griffel und Papier
Die Sensorik
Papier ist ein Stoff, der uns seit Jahrhunderten begleitet. In Zeiten der Digitalisierung wünschen sich immer mehr Menschen etwas Anlangbares, Be-greif-bares. Etwas, das man fühlt, spürt, riecht. Papier lässt unsere Gefühlswelt schwingen, unsere Hirnrinde sich liebend gerne über unsere Sinne befüttern. Papier ist nun mal einer der ältesten analogen Werkstoffe, die wir kennen. Wer täglich über glatte Touch-screen-Oberflächen wischt, sehnt sich irgendwann nach echten Produkten zum Anfassen.Lesen sie mehr über die neuen Liebe zum Papier
Die Haptik
Alfred König, Gründer der Kommunikations- und Produktionsagentur König Konzept in München sagt: „Die meisten denken, Haptik ist, wenn sich etwas toll anfühlt.“Haptik besteht aber aus mehr, nämlich Textur, Konsistenz, Masse, Temperatur und Form – das Bindeglied zwischen der visuellen und der haptischen Schiene. Alles gilt auch für Papier. Papier ist sinnlich, berührt uns daher emotional auf diversen „Sinnes-Schienen“. So fühlen und assoziieren wir mit glatten Oberflächen eher kühle Seriosität und mit rauen eher erdverbundenes, natürliches. Mehr über Papier und Haptik
Behalten und bewusstes Notieren
Alles, was wir mit dem Stift schreiben, verbindet sich besser im Gehirn und lässt es länger dort. Das kann man nachlesen in einer Studie des Fachblattes Psychological Science von 2014. Besonders komplexe Themen und Zusammenhänge werden durch handschriftliches Notieren eindeutig idealer im Gehirn verarbeitet und gespeichert.
Im Zusammenhang mit dem Thema der handschriftlichen Notizen wird immer wieder vom bewussten Schreiben und bewussterem Notieren gesprochen. Aber was bedeutet das eigentlich?
Im Prinzip ist es ganz einfach und eine logistische Tatsache. Mit der Hand schreibt man in der Regel langsamer als man auf der Tastatur tippt. Man ist also gezwungen zu reduzieren und während des Hörens schon zu selektieren, auf was es ankommt. Die Auseinandersetzung mit der Sache und das Mitdenken im Kontext ist gefragt. Statt reinem Protokollieren auf dem Laptop als wortwörtliche, hübsch formatierte Mitschrift, versteht man mit dem Schreibgerät schon beim Schreiben. Das konzeptuelle Verstehen befördert sich also selbst.
Das Fazit aus dem Mund eines Studierenden: „Selbstverständlich möchte heute niemand mehr ohne Internet und Laptop sein Studium absolvieren, dafür hat die digitale Welt einfach zu viele Vorteile. Das kann selbst der Autor dieses Textes zugeben, der ein glühender Verfechter analoger Mitschriften ist und mindesten 20 volle Notizbücher aus seinem Studium im Regal stehen hat. Aber gerade dann, wenn es darum geht Zusammenhänge und System zu begreifen und zu durchschauen, ist per Hand mitschreiben im Studium wichtig. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: vollgeschriebene Notizbücher im Regal machen auch einfach mehr her, als ein paar Ordner auf dem Desktop.“
Digitales
Natürlich arbeitet man da im digitalen nach. Der User Mensch hat Gefühle und liebt Handgeschriebens, Selbstproduziertes, hand-crafted sozusagen. Eine Mischung aus analogem und digitalem Stift feiert am Mac Deutschland-Premiere und könnte schnell neue Anhänger gewinnen: Paperium, eine neue Software aus Österreich mit schwedischer Technologie.
Visualisieren, Sketch Noting und Graphic Recording
Wir bei grafische Visualisierung arbeiten ausschließlich auf feinem italienischem Aquarellpapier. Das gibt es in verschieden Gewichten (120-200 gr.) und, was am wichtigsten ist, in echtem Großformat: Auf 10m-Rollen, die 150 cm breit liegen. Damit bespannen wir großflächig ganze Wände in Konferenzsälen und visualisieren was die Marker hergeben. Für uns ist die Lust am Material und das Erlebnis ein Großbild entstehen zu lassen eine der großartigsten Herausforderungen. Angst vor dem weißen quadratmeter-großem Blatt Papier kennen wir nicht.